Mittwoch, 9. Februar 2022
Mit Housing First aus der Wohnungslosigkeit
Wohnungslosigkeit ist in vielen Städten eine große Herausforderung. Leider bleibt auch Aachen davon nicht verschont.
„Für die Betroffenen ist es weitaus mehr als der Verlust der eigenen vier Wände. Mit der Wohnungslosigkeit gehen oft der Wegfall von Lebensstrukturen und das soziale Umfeld verloren. Manchmal kommen Suchtprobleme und andere Krankheiten hinzu. Der Ausweg ist nicht leicht. Ohne Wohnungen findet sich nur schwer ein Job. Und ohne Job lässt sich kaum eine Wohnung mieten. Die Schamgefühle und Hoffnungslosigkeit erschweren die Situation zusätzlich", erklärt unsere Fraktionsvorsitzende, Iris Lürken.
Die klassische Wohnungslosenhilfe erfolgt in einem mehrstufigen Verfahren. Über verschiedene Unterbringungsformen wie Übergangswohnheime und Wohngruppen müssen sich die Betroffenen ihre eigene Wohnung "verdienen". Oftmals gibt es Bedingungen, wie den Verzicht auf Alkohol und Drogen. Für einige Betroffene ist das kaum zu schaffen.
Unser sozialpolitischer Sprecher, Holger Brantin, zeigt einen anderen Weg auf: „Ein neuer, vielversprechender Ansatz stammt aus den USA. Beim Housing-First-Konzept steht die eigene Wohnung an erster Stelle. Aus diesem geschützten Privatraum heraus können sich die ehemals Wohnungslosen eine neue Lebensperspektive erarbeiten. Ab da setzt dann die Begleitung und Unterstützung ein. Housing-First-Projekte aus den USA, Europa und Deutschland zeigen erste Erfolge. Deshalb wollen wir diesen Ansatz auch in Aachen erproben und neue Wege aus der Wohnungslosigkeit gehen."
In Zusammenarbeit mit den in Aachen tätigen Organisationen der Wohnungslosenhilfe soll ein Housing-First-Pilotprojekt erarbeitet werden. Einen entsprechenden Ratsantrag haben wir gemeinsam mit der Grünen-Fraktion gestellt. Dies ist eine Konsequenz der gemeinsamen Haushaltsberatungen.
„Natürlich braucht es zur Durchführung des Pilotprojekts geeigneten Wohnraum. Deshalb soll die die Verwaltung auch prüfen, wie dieser sinnvollerweise zur Verfügung gestellt werden kann. Wir wollen eine finanzierbare und zugleich funktionale Lösung finden", erklärt unsere stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Annika Fohn.