Mittwoch, 18. August 2021
CDU-Fraktion positioniert sich klar für den Erhalt der Haupt- und Realschulen
Die CDU-Fraktion bekennt sich ohne Wenn und Aber zum Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems neben den bestehenden Gesamtschulen.
Insbesondere die Haupt- und Realschulen sind wichtige Säulen der Ausbildungsberufe. Dort findet bereits sehr früh eine Förderung der Schülerinnen und Schüler bezüglich der Berufswahl und der praktischen Aspekte von Ausbildungen statt. Wir brauchen die Haupt- und Realschulen auch wegen ihrer Expertise in der Integration von Geflüchteten, von Kindern in schwierigen familiären Situationen und der Ermöglichung eines guten Abschlusses unabhängig von der bisherigen Bildungsbiographie.
Problematisch ist, dass das Schulgesetz nur die Aufnahmezahlen zur 5. Klasse betrachtet. Die Schülerzahlen an Haupt- und Realschulen sind anfangs immer recht niedrig, stabilisieren sich aber im Laufe der 6. Klasse. Zu Beginn der 7. Klasse schöpfen die Haupt- und Realschulen ihre Zügigkeit meist vollständig aus. Hier wäre es wünschenswert, wenn der Landesgesetzgeber mehr Flexibilität ermöglichen würde. Da die Schulformempfehlung am Ende der Grundschulzeit nicht mehr verbindlich ist, melden viele Eltern ihre Kinder auch entgegen der Empfehlung auf den Gymnasien an und tun ihren Kindern damit meist keinen Gefallen. Nicht alle Kinder sind aber dem hohen Leistungspensum gewachsen. Manche benötigen mehr Zeit bis zur zweiten Fremdsprache oder stellen einfach fest, dass ihr Bildungsziel nicht ein Hochschulstudium, sondern ein Ausbildungsberuf ist. Die Konsequenz ist dann, dass viele Kinder die Gymnasien nach Klasse 6 (Ende der Erprobungsphase) wieder verlassen müssen. Wenn schlechte Noten zu einem Schulwechsel zwingen, führt dies häufig auch zu einer grundsätzlichen Abneigung gegenüber Schule. An den Gesamtschulen ist, auch wegen der grundsätzlich anderen Struktur der Lerninhalte, eine Aufnahme von Kindern mitten in der Schullaufbahn nur stark eingeschränkt möglich. Somit bleibt die wichtige Aufgabe, diese Kinder wieder zu motivieren und zu einem guten Abschluss zu führen, bei den Haupt- und Realschulen. Gerade die kleinen Lerngruppen, die eine individuelle Unterstützung besser ermöglichen, tragen zu den guten Abschlüssen bei, die an Haupt- und Realschulen erzielt werden.
Viele gute Realschülerinnen und Realschüler steigen dann nach ihrem Abschluss in die gymnasiale Oberstufe ein oder erlangen die Hochschulreife an einem Berufskolleg. Die Durchlässigkeit des dreigliedrigen Schulsystems funktioniert aber nur, wenn es genug Angebote an Haupt- und Realschulen sowie an Gymnasien gibt.
Die Haupt- und Realschulen müssen aufgewertet und besser beworben werden, so dass die Eltern diese beiden Schulformen als ernsthafte Alternativen zur Gesamtschule und zum Gymnasium kennen lernen. Wichtig ist, dass die Beratung der Eltern bei der Schulformwahl deutlich verbessert wird. Eine vorgezogene, frühere Anmeldephasen für Haupt- und Realschulen rückt diese beiden Schulformen in den Fokus und ermöglicht eine intensivere Befassung mit den individuellen Fördermöglichkeiten. Auch die Gymnasien profitieren so von stärkeren Haupt- und Realschulen.
Die Diskussion wurde ausgelöst durch einen Vorstoß der Grünen, die bestehenden Haupt- und Realschulen in Gesamtschulen zu überführen und in Aachen nur noch Gesamtschulen und Gymnasien anzubieten. Da Gesamtschulen eine gymnasiale Oberstufe anbieten müssen, wäre - nach Darstellung der Verwaltung - die Konsequenz, dass neben den Haupt- und Realschulen auch mehrere Gymnasien in die Schulformumwandlungen einzubeziehen wären. Diese Konsequenz ist auch den Grünen bekannt.
Wichtig ist aber gerade jetzt, nach den ganzen Verwerfungen durch Corona und Unterrichtsausfällen, dass erstmal die gesamte Schullandschaft stabilisiert wird und wieder etwas Ruhe einkehrt. Es gibt genug Baustellen, mit denen wir uns beschäftigen können – die Verzögerungen bei der Digitalisierung zum Beispiel. Eine aus der Luft gegriffene Diskussion um die Schließung ganzer Äste unserer Schullandschaft hilft weder den Schulen noch den Schülern.